Die Energieeinsparverordnung erhöht in ihrer aktueller Form die Anforderungen für Neubauten erheblich. Durch die neuen Anforderungen der EnEV 2016 entsprechen die bisher geförderten Immobilien des Standards KfW Effizienzhaus 70 höchstens noch den Mindestanforderungen – perspektivisch betrachtet wird mit dem KfW 40 plus ein neuer Standard für Neubauten eingeführt.
Energetische Anforderung der Wärmehülle steigt mit KfW 40 Plus um 20 Prozent
Das Plus-Paket umfasst nicht nur den Einsatz neuer technischer Mittel, um die Stromerzeugung am Haus zu erhöhen. Es gilt für Neubauer oder Hauskäufer ebenfalls darauf zu achten, dass der Transmissionswärmeverlust im gesetzlich vorgegebenen Rahmen bleibt. Für die Wärmedämmung der Gebäudehülle bedeutet das eine Anhebung der energetischen Anforderungen um durchschnittlich 20 Prozent.
Welche Vorgaben für den Wärmeschutz ergeben sich aus der neuen EnEV?
Maßgebend für die Gebäudedämmung ist nach wie vor der spezifische Transmissionswärmeverlust (H‘ T), der an der wärmeübertragenden Umfassungsfläche des neuen Wohnhauses gemessen wird. Als Orientierungswerte fungieren bei der Ermittlung der zulässigen Höchstwerte
- der ebenfalls spezifische Transmissionswärmeverlust des entsprechenden Wohnhauses und
- der schon von der EnEV 2014 deklarierte Höchstwert für die verschiedenen Wohnhaustypen, also freistehend, einseitig angebaut sowie alle anderen Wohngebäude und Erweiterungen und Ausbauten von Wohngebäuden.
Berücksichtigt werden dazu alle Bestandteile der thermischen Hülle des Gebäudes, also Wände, Fenster, Decken und Böden. Die in der EnEV vorgegebenen Werte sind haben somit auch für die Förderbedingungen der KfW Gültigkeit.
Welche Anforderungen muss ein KfW Effizienzhaus 40 plus erfüllen?
In erster Linie gelten auch bei dem Plus-Paket die Vorgaben für das KfW 40, bezüglich des Wärmeschutzes sollte daher der Transmissionswärmeverlust der Gebäudehülle mindestens 55 Prozent unterhalb der Werte des Referenzgebäudes liegen. Solche Ergebnisse können jedoch nur mit einer optimierten Gebäudehülle erreicht werden, mit der kalte Ecken und Fußböden ebenso vermieden werden wie Wärmebrücken.
Die maßgeblichen Bauteile der Gebäudehülle für die Berechnung sind unter anderem:
- inhomogene Bauteile und Dachdämmungen, die aus unterschiedlichen, nebeneinanderliegenden Schichten bestehen, unter Berücksichtigung des Sparrenanteils der Dachkonstruktion – das gilt aber auch für Wände, Decken und Böden in Holzbauweise;
- Bauteile mit keilförmigen Dämmschichten, die unter anderem bei der Gefälledämmung eines Flachdachs verwendet werden;
- Bauteile mit stark belüfteten Luftschichten, also zum Beispiel vorgehängte hinterlüftete Fassaden oder Dächer mit Ziegeldeckung;
- Bodenplatten gegen das Erdreichs, bei denen hauptsächlich Dämmschichten der Perimeterdämmung unterhalb der Bodenplatte berücksichtigt werden;
- senkrecht eingebaute Fenster und Fenstertüren sowie geneigt eingebaute Fenster wie Dachflächenfenster.
Wo lohnt eine Wärmedämmung besonders?
Für die Dämmung der oben genannten Bauteile gibt es eine ebenso große Anzahl verschiedener Techniken wie es unterschiedliche Dämmmaterialien gibt. Dem Dach sollte in dieser Hinsicht eine besondere Aufmerksamkeit zukommen, denn das Potenzial für Wärmeverluste ist hier verhältnismäßig groß. Grundsätzlich stehen Hausbauern hinsichtlich der Dachdämmung vier Varianten zur Wahl:
- Eine Flachdachdämmung muss aufgrund der architektonische bedingten höheren Belastungen entsprechend über eine höhere Widerstandsfähigkeit verfügen.
- Mit einer Untersparrendämmung lassen sich Wärmebrücken reduzieren, durch die Art der Anbringung gilt das aber ebenso für den Wohnraum.
- Eine Zwischensparrendämmung hingegen lässt die Möglichkeit zu einem späteren Dachausbau offen. Eine Dampfbremsfolie sorgt für einen luftdichten Abschluss.
- Aufsparrendämmungen sind nur dann sinnvoll, wenn das Dach bereits ausgebaut wurde und keine andere Möglichkeit der Aufbringung besteht.
Genauso wichtig ist das Dämmen des Bodens, denn hier gehen rund 10 Prozent der Heizenergie verloren. Die Isolierung von unbewohnten und unbeheizten Kellerräumen ist daher nach EnEV verpflichtend, sie ist aber auch aus rein praktischen Gründen sinnvoll: Ein Auskühlen des Fußbodens im Erdgeschoss kann so verhindert werden. Alternativ kann mittels einer Spezialfolie und trittfesten Dämmplatten abgeholfen werden, die mit Estrich oder Deckplatten bedeckt werden.
Welche unterschiedlichen Materialien stehen zur Auswahl?
Die Frage nach dem Angebot an Dämmstoffen kann leicht zu weit führen: Zwischen weit mehr als 100 verschiedenen Materialien kann gewählt werden, die sich nach der Art ihrer Verwendung in sechs Kategorien einteilen lassen, nämlich Plattendämmstoffe, Mattendämmstoffe, Schüttdämmstoffe, Einblasdämmstoffe, Stopfdämmstoffe, Sonderprodukte. Bevor ein konkretes Material ausgewählt wird, gilt es die wichtigsten Kriterien zu berücksichtigen:
- Ein niedriger Wert bei der Wärmeleitfähigkeit bedeutet, dass weniger Wärme entweichen kann.
- Dazu gibt die Wärmespeicherkapazität nicht nur den Grad an bis zu dem der Dämmstoff Wärme speichern kann, sondern auch wie lange diese gespeichert bleibt.
- Ein hoher Wert des Wasserdampfdiffusionswiderstands bedeutet eine geringe Durchlässigkeit für sich bildenden Wasserdampf.
- Die Baustoffklasse informiert über die Brandschutzeigenschaften der Dämmstoffe.
Ebenfalls zu beachten ist die jeweilige Einbausituation, denn die einzelnen Dämmmaterialien sind längst nicht für jede Gelegenheit nutzbar.
Gibt es Möglichkeiten zur ökologischen Dämmung eines KfW 40 Plus Hauses?
Immerhin lassen sich in vielen Fällen Materialien vermeiden, die potenziell gesundheits- und umweltschädlich sind. Ein entsprechender Leitfaden des Nabu informiert ökologisch bewusste Hausbauer über einige der in dieser Hinsicht empfehlenswerteren Dämmstoffe. Zugleich sind die vorgestellten Materialien mit allen wichtigen Angaben zu ihrem Dämmverhalten, ihrer Wärmeleitfähigkeit, dem Diffusionswiderstand, der Druckfestigkeit und vor allem der Verarbeitungsweise und den Einsatzmöglichkeiten versehen.
Unterschieden werden organische und anorganische Dämmstoffe, die jeweils aus natürlichen oder synthetischen Rohstoffen gefertigt sein können. Hinsichtlich der Haltbarkeit haben organisch-natürliche Materialien wie etwa Hanf oder andere Pflanzenfasern keine Nachteile gegenüber synthetischen Stoffen wie dem vielfach verwendeten Polystyrol. Im Gegenteil sind sie wesentlich umweltverträglicher, da sie keinerlei Giftstoffe – beim Dämmen werden häufig Fungi- und Algizide verwendet – absondern. Das schont zudem die Bewohner.
Wer zudem beim Hausbau ein besonderes Augenmerk auf die Verwendung nachhaltiger Stoffe legt, findet im Nabu-Leitfaden zusätzlich eine Beurteilung des Primärenergieinhalts, also der Energie, die für den gesamten Prozess der Produktherstellung inklusive Transport aufgewendet werden musste.
Welche zusätzlichen Einrichtungen helfen bei der Dämmung innerhalb des KfW 40 Plus Standards?
Ein Hauptaugenmerk für eine bessere Gebäudedämmung liegt beim KfW 40 und somit auch beim KfW 40 Plus auf den möglichen Wärmeverlust über die Fenster. Selbst der Wärmedurchgangskoeffizient von hochdämmenden Dreischeibenverglasungen liegt immer noch höher als der lichtundurchlässiger Bauteile.
Wichtig hinsichtlich des Energiegewinns sind die zu erzielenden solaren Gewinne: Die fallen bei Wärmedämmglas deutlich geringer aus als bei Isolierglas, was zumindest im Sommer ein Vorteil gegen die übermäßige Erwärmung der Räume ist. Umgekehrt sind dadurch im Winter so gut wie keine solaren Gewinne möglich.
Als Ergänzung zur Wärmeschutzverglasung empfehlen sich deshalb im Fensterbereich zusätzliche Einrichtungen gegen den Wärmeverlust, also beispielsweise Fensterläden und Rollläden. In einem schon bezogenen Neubau können zudem auch Vorhänge oder Plissees einen dämmenden Effekt erzielen.