Was ist ein Ausbauhaus? Kann man in ein schlüsselfertiges Haus direkt einziehen? Bei den Ausbaustufen gibt es immer wieder Missverständnisse zwischen Bauherren und den beauftragten Baufirmen. Einzig der Blick in die detaillierte Leistungsbeschreibung garantiert den Schutz vor bösen Überraschungen.
Bausatzhaus: nichts für zwei linke Hände
Beim Bausatzhaus wird der Rohbau des Eigenheims in Eigenleistung erstellt. Im Normalfall bleibt es aber nicht beim Rohbau allein, auch der gesamte Ausbau muss selbst übernommen werden. Bis das ganze Haus steht, kann es 1000 Arbeitsstunden oder anders gesagt etwa neun bis zwölf Monate brauchen.
Wer sich für den betreuten und organisierten Selbstbau entscheidet, sollte vor allem viel Zeit und eine gute Portion handwerkliches Geschick mitbringen. Allerdings lassen sich dabei häufig einige zehntausend Euro an Baukosten sparen.
Ausbaustufen | Zeitaufwand durch Eigenleistung | Fertigstellungsgrad | Sparpotenzial |
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Bausatzhaus | ***** | * | Sehr hoch |
Rohbau | **** | ** | Hoch |
Ausbauhaus | *** | *** | Mittel |
Schlüsselfertig | ** | **** | Gering |
Bezugsfertig | * | ***** | Sehr gering |
Was bedeutet Rohbau?
Ein Rohbau ist ein Haus mit fertiggestellter äußerer Kontur einschließlich der Dachkonstruktion. Lediglich die rohe Konstruktion des Hauses steht bereits. Üblicherweise besteht dieser Fertigstellungsgrad aus den Außenwänden, tragenden Innenwänden, Treppen, Decken und der Dachstuhlkonstruktion. Es fehlen sämtliche Fenster und Installationsarbeiten, die Fassadenverkleidung und die Boden- sowie Wandgestaltung. Außerdem muss auch der gesamte Innenausbau eigenständig erstellt oder bei Bauprofis beauftrag werden.
Ausbauhaus: variabler Anteil an Eigenleistungen
Bei einem Ausbauhaus wird der Innenausbau des Hauses vom Bauherren organisiert. Üblicherweise stellt der Haushersteller die Außenhülle des Gebäudes und übernimmt die komplexeren Rohbauarbeiten. Zusätzlich wird das notwendige Material vom Anbieter des Ausbauhauses auf die Baustelle geliefert. Jeder Hausanbieter hat einen eigenen Gestaltungsrahmen, was er unter Ausbauhäusern versteht und vertraglich zusichert. Jedoch kann man üblicherweise davon ausgehen, dass man ein regendichtes, wärmegedämmtes Haus erhält. Die genauen Details regelt der Bauvertrag.
Schlüsselfertig: Haus ist abschließbar
Schlüsselfertige Bauten werden von Beginn bis zur Fertigstellung von einem Generalunternehmen erstellt. In der Regel handelt es sich hierbei um Pauschalpreise. Als schlüsselfertig wird ein Bauwerk bezeichnet, dass sich gegen das Eindringen unbefugter Dritter abschließen lässt.
Im ungünstigsten Fall für den Bauherrn ist es also ein Rohbau mit Dach, der lediglich mit den Fenstern und einer Haustür ausgestattet worden ist. Noch nicht einmal eine Treppe muss das Haus hierfür besitzen und die gesamte Fassade sowie der Innenausbau müssen noch fertig gestellt werden. Üblicherweise wurden aber sämtliche Roh- und Innenausbauarbeiten ausgeführt, sodass ein Einzug nach der Fertigstellung möglich ist.
Bezugsfertig: wesentlicher Innenausbau abgeschlossen
Ein Gebäude ist bezugsfertig (bezugsfertiges Haus), wenn der Einzug in das Objekt für die Bewohner "zumutbar" ist, das Gebäude also bewohnt werden kann. Das bedeutet, dass das Gebäude fertiggestellt ist und nur noch unwesentliche Restarbeiten verbleiben. Mit Arbeiten im Bereich der Inneneinrichtung wie etwa Fußbodenverlegung, farblicher Wandgestaltung oder dem Einbau einer Küche macht der Bauherr die letzten Handgriffe vor oder nach dem Einzug.
Vorhanden sein müssen neben der Sicherheit beim Begehen, sanitäre Einrichtungen wie Toiletten oder Duschen. Hingegen kann ein Gebäude als bezugsfertig gelten, bei dem noch kein Außenputz vorhanden ist.
Fertigstellungsgrad | Welche Leistungen sind üblich? | Welche Arbeiten verbleiben? |
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Bausatzhaus |
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Rohbau |
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Ausbauhaus |
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Schlüsselfertig |
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Bezugsfertig |
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Fazit: Entscheidend ist, was im Bauvertrag steht
Egal, ob man sich beim Hausbau für einen Rohbau oder ein bezugsfertiges Haus entscheidet. Wichtig ist es, immer genau zu prüfen, was der Vertrag mit einer Baufirma an Leistungen beinhaltet. Denn Begriffe wie schlüsselfertig oder bezugsfertig sind rechtlich nicht definiert. Umso entscheidender ist es, alle Aussagen über den Zustand des Hauses zum Zeitpunkt der Fertigstellung schriftlich genau zu definieren. Der gesamte Leistungsumfang sollte bei allen Fertigstellungsgraden festgehalten werden. Notfalls kann man dafür auch einen Bausachverständigen zu Rate ziehen. Dies empfiehlt sich besonders dann, wenn der Auftrag sehr komplex und entsprechend teuer ist. Baulaien können dort oft nur schwer erkennen, welche Fertigstellungsgrade sie für einzelne Gewerke erwarten dürfen.
(Bildmaterial: © Rainer Sturm/PIXELIO)