Einer der sensibelsten Bereiche beim Hausbau ist die Gebäudehülle. Fehlstellen in der Außenhülle, sprich Wärmebrücken, sorgen für viele Probleme und können dem Bauherrn den Traum vom eigenen Heim deutlich verderben. Wärmebrücken müssen nicht sein – umfangreiche Information und Profis am Bau können hier von vornherein Schaden abwenden.
Was sind Wärmebrücken und wie entstehen sie?
Wärmebrücken, umgangssprachlich auch Kältebrücken genannt, sind Lücken in der gedämmten Gebäudehülle. Sie entstehen zum Beispiel durch nicht fachgerecht verlegte Wärmedämmplatten an der Außenwand, durch fehlerhafte Konstruktionsdetails oder durch eine nicht sachgerecht durchgeführte Abdichtung an Wand oder Dach. Besonders gefährdet sind alle Anschlussbereiche zum Beispiel Balkonplatten oder Rollladenkästen, Fenster- und Dachanschlüsse.
Der Fachmann unterscheidet generell zwischen drei verschiedenen Wärmebrücken Arten:
- Konstruktions- bzw. materialbedingte Wärmebrücken kommen durch fehlerhafte Ausführungen oder unterschiedliche Wärmedämmwerte der verwendeten Materialien zustande.
- Geometrische Wärmebrücken entstehen zum Beispiel an Gebäudeecken, da dort die Außenfläche deutlich größer als die Innenfläche ist.
- Lüftungsstrombedingte Wärmebrücken entstehen durch Undichtigkeiten in der Dampfsperre oder im Putz, kalte Außenluft dringt durch die Fugen nach innen und sorgt für Temperaturdifferenzen.
Wärmebrücken – Ursache zahlreicher Probleme wie Schimmel
Außenwände und Dach sind die klimatischen Grenzen zwischen Innen- und Außenbereich. Damit die äußere Gebäudehülle "funktioniert", muss sie in Hinblick auf den Wärmeschutz eine möglichst homogene Zusammensetzung aufweisen. Überall dort wo die Hülle kälter ist (ugs. Kältebrücken) – zum Beispiel durch fehlende Dämmung oder mangelhaft eingebaute Abdichtungen, entweicht Heizwärme aus dem Raum und erhöht somit die Energiekosten. Gerade wenn man ein Energiesparhaus oder ein Niedrigenergiehaus bauen möchte, sollte man daher die Entstehung von Wärmebrücken vermeiden.
Die zusätzlichen Heizkosten, die durch die Wärmebrücken entstehen, sind allerdings nicht das einzige Problem: An den kalten Bereichen kondensiert die Raumluftfeuchte, durchfeuchtet und schädigt auf Dauer die Bausubstanz und bietet zusätzlich einen idealen Nährboden für Schimmelpilze.
Wie kann man Wärmebrücken erkennen?
In der Regel erkennt man eine Wärmebrücke erst dann, wenn der Schaden schon geschehen ist. Feuchte und kalte Stellen, Stockflecken und die fast unvermeidliche Schimmelbildung sind deutliche Hinweise. Bei lüftungsstrombedingten Wärmebrücken gibt spürbare Zugluft einen guten Hinweis. Mängel durch nicht fachgerechte Ausführung der Fugen und Dampfsperren lassen sich noch am leichtesten feststellen und zwar durch einen sogenannten Blower Door Test, der das Gebäude hinsichtlich der Dichtigkeit überprüft und Leckagestellen ermittelt.
Eine weitere Möglichkeit, Wärmebrücken am Haus zu identifizieren, bietet eine Thermografie. Mit einer Wärmebildkamera wird die Außentemperatur der Gebäudehülle abgebildet. Das Verfahren zeigt durch eine unterschiedliche Farbgebung die Temperatur an. Je mehr Rotanteil ein Bereich hat, umso mehr Wärme entweicht an diesen Stellen.
Wärmebrücken vermeiden – das kann der Bauherr tun!
Der beste Garant gegen Wärmebrücken im Neubau ist eine fachgerechte Planung und sorgfältige Ausführung. Realisiert werden kann dies, indem der Bauherr nur seriöse Hausanbieter beauftragt und vor der Auftragsvergabe für den Hausbau aussagekräftige Referenzen einholt. Wird das Eigenheim mit viel Eigenleistung errichtet, dann gehören alle wärmebrückenrelevanten Aufgaben in die Hände des Bauunternehmens. Dies ist insbesondere auch in Bezug auf eine spätere Gewährleistung bedeutend. Sinnvoll ist es auch stets einen Bausachverständigen zu Rate zu ziehen, der die sachgemäße Ausführung der Arbeiten von unabhängiger Stelle aus überprüft.
Wärmebrückenberechnung: Wie werden Wärmebrücken berechnet?
Der Wärmebrückennachweis erfolgt in Anschluss an die Untersuchung der entdeckten Wärmebrücke über ein rechnerisches Verfahren, mit dem der sogenannte Psi-Wert, das ist der auf die Länge bezogene Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) sowie der zusätzliche Wärmeverlust ermittelt werden. Die Baustoffhersteller bieten zum Teil Programme an, mit denen man Wärmebrücken berechnen kann.
Wärmebrücken und die Energieeinspar-Verordnung
Die Energieeinspar-Verordnung (EnEV) in ihrer aktuellen Fassung gibt für Außenbauteile einen Mindestwärmeschutz vor. Dieser muss nach den anerkannten Regeln der Technik erzielt werden. Generell gilt: Der Einfluss von konstruktiv unvermeidlichen Wärmebrücken muss möglichst gering gehalten werden. Die EnEV nennt in diesem Zusammenhang klar definierte Grenzwerte für den U-Wert der Außenbauteile wie Fenster, Türen, Außenwände und Dach.
Die derzeit gültigen Grenzen werden ab Januar 2016 dahingehend verschärft, dass der zulässige Höchstwert für den Primärenergiebedarf um 25 % sinkt. Weiterhin wird auch der Wärmeschutz der Gebäudehülle zu diesem Zeitpunkt verschärft. Dies bedeutet einen Anstieg der Anforderungen an den Wärmeschutz um ca. 20 %. Als Nachweisverfahren im Eigenheimbau darf das sogenannten "EnEV Easy" als vereinfachtes Verfahren angewendet werden.
Die KfW-Effizienzhäuser unterschreiten bereits seit langem die Vorgaben der EnEV und begrenzen den Primärenergiebedarf in Bezug auf die gesetzlichen Grenzwerte. Wie weit diese eingehalten, bzw. unterschritten werden, benennt die Kennziffer des jeweiligen Standards. So entspricht ein KfW-Effizienzhaus 100 den Vorgaben der EnEV, ein KfW-Effizienzhaus 70 hat einen Primärenergiebedarf, der nur 70 % der Anforderungen aus dem Gesetz entspricht.
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